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Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft – Nicht immer ist alles öko, was ökologisch ist

Hobbygärtner kennen das Gefühl, dass einen beschleicht, wenn Insekten die mühevoll gehegte Ernte zerstören oder wie der Buchsbaumzünsler ganze Büsche kahlfressen. Was den Freizeitgärtner „nur“ um den verdienten Lohn für seine Mühe bringt, stellt für Landwirte eine direkte Bedrohung ihrer finanziellen Existenz dar. Sie stehen dann vor der Herausforderung, den Schädling effektiv zu bekämpfen, ohne im gleichen Zug das Ökosystem zu gefährden.

Die Natur wird es schon richten

Viele Menschen haben die Vorstellung, dass Landwirte nur das ökologische Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen erhalten müssten, um ihre Ernte zu schützen. Anhand der Tatsache, dass kaum Landwirte zu beobachten sind, die im Liegestuhl abwarten, bis die Natur ihr schützendes Werk vollbringt, wird sichtbar, dass eine solche Form des Pflanzenschutzes in vielen Fällen nicht funktionieren kann. Dies liegt darin begründet, dass in einem biologischen Gleichgewicht immer eine Schädlingspopulation vorliegt, die groß genug ist, um die Nützlingspopulation ausreichend mit Nahrung zu versorgen. Eine effektive Reduzierung der Schädlinge ist somit in vielen Fällen nicht ohne weiteres möglich.

So behelfen sich Ökobetriebe

Ökologisch wirtschaftende Betriebe verzichten auf chemische Pflanzenschutzmittel, um Insekten zu bekämpfen. Somit sollen Insekten, die nicht als Schädlinge in Erscheinung treten, durch die Bekämpfungsmaßnahme möglichst nicht geschädigt werden. Ob dieses hehre Ziel allerdings erreicht wird, ist primär von den Fähigkeiten des Betriebsleiters abhängig und unterscheidet sich damit nicht prinzipiell von der Situation im konventionellen Landbau. Dies liegt daran, dass auch in der ökologischen Landwirtschaft Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Diese beruhen allerdings im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft nicht auf chemisch-synthetischer Basis. Ein Beispiel hierfür stellen Präparate mit Bacillus thuringiensis dar. Hierbei handelt es sich um ein Bakterium, das ein Protein produziert, dass die Darmwand von Insekten perforiert, wodurch diese absterben. Ob mit der Behandlung durch ein solches Präparat tatsächlich primär Schädlinge oder andere Insekten abgetötet werden, hängt wegen seiner unspezifischen Wirkung allerdings davon ab, wann und wie es ausgebracht wird.

Für Laien nicht immer nachvollziehbare politische Regelungen

Während unspezifisch wirkende Bacillus thuringiensis-Präparate im ökologischen Landbau zugelassen sind und sehr häufig als Mittel der Wahl verwendet werden, ist es in Deutschland verboten, sogenannten Bt-Mais anzubauen. Hierbei handelt es sich um eine Maissorte, die so gentechnisch verändert wurde, dass sie das gleiche für Insekten schädliche Protein wie Bacillus thuringiensis produziert. Der Vorteil für den Insektenschutz liegt hierbei auf der Hand. Denn während ökologische Pflanzenschutzpräparate auf Basis von Bacillus thuringiensis unspezifisch wirken, werden nur Schädlinge, die die Maispflanzen befallen, durch Bt-Mais abgetötet. Denn nur, wenn ein Insekt am Mais frisst, nimmt es das Protein auf. Bestäuber oder andere Insekten sind hiervon nicht betroffen. Mittlerweile haben sich allerdings einige Schädlinge angepasst und können diesen Schutzmechanismus überwinden. Dieses Phänomen tritt aber prinzipiell bei jeder Form des Pflanzenschutzes auf, da sich Insektenpopulationen immer anpassen und jeden Schutz früher oder später überwinden.

Wie Sie sich im Privaten vor unliebsamen Insekten schützen können, erfahren Sie in diesen Beiträgen: